Italtalk
Ital food für die Hungrigen! „Ital“ – was ist das? Eine verhunzte Form von „italian“? – Weit gefehlt! Die I-Words sind eine spezifische Ausdrucksweise der Dreadlocks. Denn die Rastas lehnen die alte Form des jamaikanischen Kreolisch ab, in der die 1. Person Singular in allen Fällen durch das Pronomen „me“ ausgedrückt wird (z. B. „Me have the book“). Sie sehen in dieser Sprache eine internalisierte Selbstversklavung und Selbstverachtung der Schwarzen, die sich – wie ihre weißen Herren in den Tagen der Sklaverei – nicht als Subjekte, sondern als Objekte betrachten.
Die Rastas setzen dieser Selbstverdinglichung eine radikal subjektivistische Umkehr entgegen. Statt „me“ bzw. „we“ verwenden sie durchgängig „I“ bzw.“ „I and I“, wobei „I and I“ nicht nur pluralisch, sondern auch als bloße Verstärkung von „I“ gebraucht wird, ebenso wie „I-man“. Da dieser Patois in der reinen Ideologie wurzelt, bricht allerdings die alte Form oder auch das grammatisch einwandfreie Englisch immer wieder durch, nicht nur in der Umgangssprache, sondern zum Teil auch in den Songtexten (aber wir wollen mal nicht päpstlicher sein als der Papst – einer von Ratzingers synodalen Lieblingsscherzen).
In einer Weiterführung dieser Sprachneubildung formen die Rastas gewisse Schlüsselwörter nach dem I-Prinzip um:
Iration für creation, Iquality für equality, Ithiopia für Ethiopia, Ishence für incense (= Ganja, lecker!), Iver für ever, Itection für protection etc. Demgemäß bedeutet Ital soviel wie pur, rein, natürlich.
Denn siehe:
„Der Rasta ißt kein Schweinefleisch, keine schuppenlosen Fische, keine Schnecken, keine Muscheln. Er gebraucht kein Salz, trinkt keine Kuhmilch. Der Rasta trinkt keinen Alkohol, es sei denn Wein in geringen Mengen.“ So Peter M. Michels in seinem Büchlein Rastafari, (München 1980, S. 101.)
Was aber Sugar Minott nicht hindert „Buy off the Bar“ zu trällern, oder die Heptones, auf dem Cover von Good Life mit lauter Rede-Stripe-Bierflaschen zu posieren.